Ende der 1920er Jahre war Röders Urgroßvater als Concierge im Hotel mit dem damaligen Namen Bayerischer Hof im tschechischen Marienbad tätig; seine Familie lebte im benachbarten Dorf Chodský Újezd. Seit ihrer Kindheit reiste Röder regelmäßig mit ihrer Familie in jenen Kurort, den ihre Großeltern als Heimat bezeichneten. Entsprechend wird Marienbad in Anspielung auf Shakespeare und Bachmann als utopischer Sehnsuchtsort stilisiert, dessen Neokitsch-Ästhetik als »zu dekadent für den heutigen Geschmack« gesehen werden kann. Röder nutzt eben jenen Ort als Kulisse eines Spiels mit biographischen und fiktiven Identitätskonstruktionen. In der scheinbaren Unbeschwertheit Marienbads inszeniert Röder neben erotisch konnotierten Motiven auch immer wieder ihre Mutter in absurden und skurrilen Situationen und knüpft mit dieser Serie an frühere Arbeiten über Familiennarrative an, die dem Verlangen nach Wissen über die eigene Herkunft folgen.
title:
Marienbad am Meer
year:
2019 - ongoing
place:
Czech Republic